Ausstellung „Zeugnisse des Staunens“ von Georg Feyerabend
Johannes-Kirche, Roonstrasse 24, Lübeck, vom 5.5.-7.7.2024
Parabase
Freudig war vor vielen Jahren
Eifrig so der Geist bestrebt,
zu erforschen, zu erfahren
wie Natur im Schaffen lebt.
Und es ist das ewig Eine,
das sich vielfach offenbart:
klein das Große, groß das Kleine,
alles nach der eignen Art;
Immer wechselnd, fest sich haltend,
nah und fern und fern und nah,
so gestaltend, umgestaltend –
zum Erstaunen bin ich da.
J.W.v.Goethe
„Künstlerische Arbeiten von Georg Feyerabend“ von Melanie Pfaff M.A., Kunsthistorikerin
Die meist kleinen Werke sind wahrlich „Zeugnisse des Staunens“, weil der Betrachter nicht sofort gewahr wird, dass es sich ausschließlich um gesammeltes Material aus der Natur handelt, das in besonderer Weise beobachtet, zusammengetragen, komponiert, abgestimmt, verdichtet und fotografisch festgehalten wurde.
Georg Feyerabends Prinzip ist es, jeweils nur Material einer Pflanzenart für eine Naturinstallation zu verwenden. Der Künstler schuf Farbbilder aus Einzelteilen in unterschiedlichen Reifegraden, die faszinieren und erst nach und nach zu entschlüsseln sind. Samen, Stempel, Beeren, Blüten- und Pflanzenblätter dienen als Ausgangsmaterial, das frisch, getrocknet oder gepresst in mosaikartiger Weise meist lückenlos komponiert wird. Einige Arbeiten sind zentral um ein mittiges Rund gruppiert, andere breiten sich linear oder wellenförmig in der Fläche wie eine Landschaft aus – ganz wie es die Form, Beschaffenheit oder Farbigkeit des Naturmaterials in G. Feyerabend anregte.
Georg Feyerabends Werke spiegeln das Verständnis, dass die Natur selbst bzw. das Naturmaterial mit all seiner Vielseitigkeit in Form, Gestalt, Haptik und Farbe sowie der Prozess von Werden und Vergehen einen eigenen Kosmos bilden, der in einem Kunstwerk festgehalten werden kann.Das Material entstammt zwar der Natur, verbleibt aber nicht dort und wird neu zusammengesetzt. Dem Künstler geht es einerseits um die gestalterische Kraft und Vielfalt der Pflanzen und ihrer Bestandteile, andererseits um die feine farbliche Abstimmung und kreative Neukomposition sowie um die Veränderung von Form und Farbigkeit einer Pflanzenart während ihres Reifungsprozesses. Als schwierig erwies sich, die passenden Reifestufen zeitgleich in einem Bild zu vereinen, da sie in der Natur nacheinander erfolgen. Feyerabend fokussiert sich auf Details von Pflanzen, die dem flüchtigen Betrachter meist verborgen bleiben. Durch die künstlerische Neuordnung, Gruppierung und Komposition entstehen aus meist kleinen Pflanzenteilen (z.B. Samen, Blüten, Gräsern, Fasern, Früchten, Blättern) mit Fingern und Pinzette neue Formzusammenhänge in der Art von dekorativen, fein abgestimmten reliefartigen Farbbildern (z.B. „Haselnusskätzchen“, „Klettenblüte“), selten auch kleinen Objekten (z.B. „Wilde Möhre“, „Rizinus“) oder Farbmuster (z.B. „Kornblume“, „Rizinus“ „Sauerampferblüten“, „Zieräpfel“). Mit großer Wertschätzung gegenüber scheinbar wertlosen Naturmaterialien wie Gräsern, Ästen, Pflanzenfasern, Blättern etc. wird der Blick auf die Natur in den Bereich des Mikrokosmos gerichtet und in das Innere des Künstlers und Betrachters gelenkt. Formschönheit, Farbvielfalt und Fragilität der Naturmaterie werden zur Schau gestellt und in ihrem Farbverlauf des Wachsens, Reifens und Vergehens zart abgestimmt (z.B. „Sauerampferblüten“, „Rainfarn“, „Eicheln“). Es entstehen vorwiegend geometrische Reliefbilder aus Reihen, Kreisen, Wellen mit und ohne Symmetrien. Einige erinnern in ihrer Gestaltung an Landschaften (z.B.„Maisblätter“, „Weidelgras“, „Wilde Möhre“, „Haselnusskätzchen“), andere an Kompass oder Mandalas aus buddhistischen oder hinduistischen Kultbildern. Mit ihren sich in kleinen Varianten wiederholenden Mustern scheinen sie die Seele zu stimulieren und zur Meditation anzuregen (z.B. „Rizinus“, „Mistel“, „Ackerkratzdistel“, „Asiatischer Hartriegel“). Die Werke von Georg Feyerabend sind vergänglich und werden deshalb nach Fertigstellung fotografisch dokumentiert.
….es gibt sie, diese Tage mit Goldrand…..und vielleicht ist heute einer, an dem wir das Staunen neu entdecken.
Barbara
Hallo Georg,
heute habe ich mir Deine sehr schöne Ausstellung angesehen und bin ganz beglückt ins Büro zurückgeradelt. Die Ästhetik und Besonderheit der einzelnen Pflanzen und ihrer Stadien sind von Dir noch einmal ganz neu in Betrachtung genommen – Das war sehr bereichernd. Dein Buchenblätterprojekt verspricht auch spannend zu werden .
Anne
Hallo Georg,
Das war eine total gelungene Vernissage!
• deine sensiblen, sorgfältig-liebevollen, mit ihrem Schöpfungsbezug
überraschenden Bilder und ihrer Entstehungsgeschichte
• die Musik mit seriellem Bezug zur seriellen Bildkomposition …
• die Moderation und Bildbetrachtung Total schönes Event!
Glückwunsch und herzlich Dank für die Einladung!
Wolfgang
Ich möchte dir nochmal zu der schönen Ausstellung und der gelungenen Auftaktveranstaltung gratulieren. Ich war froh, daran mitzuwirken.
Ute
Danke für Dein Staunen, das neue Räume öffnet.
Barbara
Hegel schrieb: „ das Licht ist die erste Form der Materie.“
Durch Deine Bilder finde ich durch die Materie wieder zurück zum Licht. Sehr schön!
Walter
Lieber Georg,
„es gibt überall Blumen für den, er sie sehen will“ (Henri Matisse)
Vielen Dank und und ich würde gern mehr davon sehen – mach weiter.
Sabine
7.7.2024 11.30 Uhr Finissage
Projektdaten
„Zeugnisse des Staunens“
Ausstellung 05.05.2024-07.07.2024
Johannes-Kirche, Roonstrasse 24, Lübeck,
Künstlerische Arbeiten von Georg Feyerabend
von Melanie Pfaff M.A., Kunsthistorikerin/Kunstbuchlektorat