die Kieler Gelehrtenschule
Neubau einer Mensa
Das im Jahr 1320 gegründete Gymnasium in Kiel Brunswik hat im Laufe der Zeit mehrere Transformationen durchgemacht. Nach der Zerstörung der Schulgebäude im Zweiten Weltkrieg bezog die Schule 1953 einen Neubau in der Feldstraße.
Bauliche Erweiterungen in den folgenden Jahren fügten sich harmonisch in das raumgreifende Gesamtbild der 50er Jahre ein. Der Denkmalschutz des Bestandsensembles spielte dabei eine entscheidende Rolle, wobei Kubatur, Materialwahl und Konstruktion entsprechend berücksichtigt wurden.
Das Gebäude
Das Gebäude setzt sich aus drei Hauptelementen zusammen: einem frei auskragenden Flachdach auf Rundstützen, massiven „Raum-Möbeln“ für Funktionsbereiche und einem offenen Mensaraum als Verbindung zum Schulhof. Der Mensaraum ist offen und lichtdurchflutet, mit großflächigen Glasflächen für Sichtbezug und Tageslichtnutzung. Der „offene“ Speisebereich umschließt Gebäudekerne für Ausgabe, Küche, Lager, Technik und Personal. Die „Raum-Möbel“ sind durch einen durchgehenden Wandbelag aus vertikalen, farbigen Holzleisten zusammengefasst.
Die Mensa, konzipiert nach dem „Cook and Chill“-Konzept, ist für 270 Schülerinnen und Schüler im Zweischichtbetrieb ausgelegt. Ein „Relax“-Bereich mit verschiedenen, farbigen Sitzgruppenelementen und Zugangstüren vom Schulhof in den Speiseraum ermöglichen eine Nutzung der Außenbereiche. Der Hauptraum ist als Multifunktionsraum für Vorträge, Feste und Versammlungen mit Beamer-Präsentationen vorgesehen
Denkmalschutz
Das neue Gebäude wird eigenständig entwickelt und zugleich im Sinne des „Weiterbauens“ in den denkmalgeschützten Bestand integriert. Der Entwurf des Mensagebäudes greift typologische Elemente der 50er Jahre des Bestandes auf, wie das weit auskragende, umlaufende Flachdach als Zitat des vormals bestehenden, überdachten Umgangs. Die massiven Außenwände setzen den roten Ziegel der Bestandsgebäude fort. Im Innenraum zitieren gerundete Raumkanten, Materialien und Farbgebung gestalterisch die 50er Jahre, inklusive eines bauzeitlichen Brunnens mit bronzer Delphinskulptur. Ein gold-bronzener Schriftzug im Stil der 50er Jahre weist im Außenbereich auf die Mensa hin.
Der große Dachüberstand ermöglicht eine Verschattungsfreie Nutzung, unterstützt durch öffenbare Fensterelemente für natürliche Belüftung. Küchen- und WC-Bereiche werden durch eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung belüftet. Die beidseitige Verglasung bei geringer Raumtiefe sorgt für natürliche Belichtung im Essraum. Verwendete Materialien sind langlebig: Glas, Holz, Stein, Beton und Keramik. Das Mensadach hat einen extensiven Gründachaufbau, und der Entwurf folgt dem „Low-Tech“-Standard für kosteneffizienten, wartungsarmen und nachhaltigen Betrieb.
Projektdaten
Bauherr: Landeshauptstadt Kiel
BGF 475qm | NUF 391qm
KG 300+400 2,0 Mio €
Realisierung 2019 – 2023
kfs | efs architekten+stadtplaner
Freiraum: Sven Andresen Landschaftsarchitekten
Fotos: Alexander de Cuveland